ERCM TV – Teil 5: Cyberknife zur Behandlung des Prostatakarzinom Rezidivs

In diesem Beitrag werden die Möglichkeiten der Cyberknife Therapie bei Prostatakarzinom Rezidiven mit unseren Kooperationspartnern diskutiert. Auch ein vor einigen Jahren an einem Prostata Rezidivtumor behandelter Patient beschreibt seine persönlichen Erfahrungen mit dieser Therapie und wie es Ihm danach ergangen ist.

Video-Transkript

  • Prof. Dr. med. Alexander Muacevic Wir wollten heute mal über einige Fragen, die wir von unseren Patienten geschickt bekommen haben, zum Thema Prostatakarzinom Antworten geben.

    Frage 1

    Man braucht einen aktuellen PSA-Wert. Man braucht einen sogenannten Gleason Score. Man braucht idealerweise auch eine MRT-Diagnostik, um die Prostata einschätzen zu können. Mit diesen drei Bausteinen kann ich schon jede Menge Informationen erhalten. Der PSA-Wert darf nicht allzu hoch sein für unsere Verhältnisse, sagen wir mal maximal 20. Der Gleason Score, das ist ein Score aus dem histologischen Ergebnis der Prostata-Biopsie.

    Viele wollen heutzutage keine Biopsie mehr machen. Aber man muss einfach sagen, ohne Biopsie habe ich keine klare Diagnose. Und ohne klare Diagnose kann ich auch keine klare Antwort geben für die weiteren Therapiekonzepte. Also das ist ganz entscheidend. Zusätzlich ist eine MRT-Diagnostik heutzutage fast Standard. Vor einigen Jahren war das noch anders, da hat meist ein CT gereicht. Aber wir wollen ganz genau wissen, wo in der Prostata die Tumoren sind.

    Und insbesondere interessiert uns, ob der Tumor im Zweifel über die Prostatakapsel hinausgewachsen ist. Das sollte bei unseren Therapien nicht der Fall sein. Deshalb ist es auch eine zusätzliche Diagnostik, die man auf jeden Fall durchführen sollte. Wenn das dann klar ist, PSA wird nicht allzu hoch, Gleason Score sechs oder sieben – nicht höher –, Tumor ist lokal begrenzt auf die Prostata, dann können wir überlegen, ob hier gemeinsam eine Therapie möglich ist.

    Die Therapie ist vom Ablauf her relativ unkompliziert. Wir brauchen noch solche Marker in der Prostata. Das setzen die Urologen bei uns ein. Drei, vier kleine Goldmarker müssen in die Prostata eingelegt werden, damit der Roboter während der Behandlung die Prostatabewegungen ausgleichen kann. Das ist ja das große Highlight von der Cyberknife-Therapie, dass der Roboter nicht irgendwie nur in die Richtung von der Prostata strahlt, sondern jede Bewegung der Prostata kann automatisch korrigiert werden.

    Und bei der Prostata ist jede Menge Musik drin. Die liegt ja vorne am Enddarm. Das heißt, die Prostata bewegt sich nach oben, nach unten, links, rechts, die rotiert. Diese ganzen Bewegungen können wir auf einen Millimeter Genauigkeit ausgleichen und insofern brauchen wir nicht – wie bei der herkömmlichen Strahlentherapie – einen großen Kringel um die Prostata, um sicher zu sein, alles zu erwischen, sondern wir können punktgenau das Gewebe anzielen und damit zerstören unter maximaler Schonung natürlich des umliegenden Gewebes. Hier insbesondere des Darms und der Blase.

    Frage 2

    Die Nebenwirkungen der Radiochirurgie beim Prostatakarzinom sind überschaubar. Fast alle Patienten haben zwei, drei Wochen danach ein bisschen mehr Probleme beim Wasserlassen – häufigeres Wasserlassen, tagsüber auch nachts, teilweise auch eine sogenannte Urge-Symptomatik, also der Druck, den Drang, relativ schnell auf Toilette zu müssen. Aber diese Symptomatik, da kann man fast die Uhr nach stellen, lässt in der dritten Woche wieder schnell nach und dann bin ich Woche vier Woche fünf im Prinzip in aller Regel wieder da, wo ich in der Ausgangssituation war.

    Am Darm haben wir glücklicherweise sehr, sehr wenig Probleme. Manche Patienten haben leichte Durchfälle, aber was man so von früher kennt, starke, blutige Durchfälle auf der Toilette, so was kommt praktisch nie vor. Warum ist das so? Es liegt einfach daran, dass die Belastung am Darm nur im vorderen Bereich ist. Also es wird nicht der gesamte Darm bestrahlt. Und diese minimale Belastung an der sogenannten Rektumvorderwand macht eben wenig Probleme.

    Die große Frage auch immer wieder: Was ist mit der Potenz? Potenz ist natürlich eine Sache, die relativ schwer zu messen ist. Potenz ist von ganz vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Das kennt jeder aus seinem täglichen Leben. Es gibt aber mittlerweile erste Studien auch zu diesem Thema. Und da können wir ganz klar sagen, drei Jahre nach einer Cyberknife-Therapie müssen wir bei 50 Prozent der Fälle mit einer Potenzabschwächung auf einer Skala von 1 bis 5 mit einem Wert (1) rechnen. Und bei 50 Prozent ist es so wie in der Ausgangssituation. Und damit, muss man sagen, liegt man im Vergleich zu den anderen therapeutischen Möglichkeiten, insbesondere der Operation, im Prinzip schon sehr gut.

    Frage 3

    Die Frage ist: Wie ist meine weitere Entwicklung? Kann ich damit rechnen, dass dann später nochmal Probleme auftreten? Manche Patienten bekommen auch ein oder zwei Jahre danach nochmals Probleme beim Wasserlassen. Das kann man dann typischerweise sehr effektiv mit Medikamenten kopieren. Also da gibt es gute Möglichkeiten, dass das nicht dramatisch ist.

    Unsere Effekte allgemein gehen bis zu zwei Jahren. Wie dann der Status nach zwei Jahren ist, das ist das langfristige klinische Ergebnis dann in aller Regel. Und wir müssen natürlich in der ganzen Zeit immer wieder PSA-Kontrollen machen, um den Therapieverlauf, den Therapieerfolg zu messen. Die ersten Kontrollen sind nach drei Monaten, dann noch mal nach drei Monaten und dann halbjährlich. Und wir wollen, dass der PSA-Wert, so hoch er auch war, schrittweise immer weiter runtergeht und dann nach zwei Jahren bei einem Wert von eins oder sogar unter eins liegt.

    Frage 4

    Die Behandlung ist momentan auf fünf Sitzungen ausgelegt. Also wir haben einmal den Termin mit den Markierungen und dann haben wir die Behandlungen. Fünf Mal, von Montag bis Freitag – das sind jedes Mal so etwa 25 Minuten. In der Behandlungswoche kann man im Prinzip alles andere davor und danach machen. In der Behandlungswoche gibt es keinerlei Nebenwirkungen. Die kommen, wie gesagt, dann erst ein, zwei Wochen später.

    Also das ist typischerweise kein Problem. Wir wollen aber weiterarbeiten und auch die Prostatabehandlung mit Cyberknife voranbringen. Und wir arbeiten momentan an einem Protokoll – mit einigen anderen universitären Einheiten in Deutschland –, wo wir dann die Behandlung nicht mehr auf fünf Sitzungen, sondern auf drei Sitzungen reduzieren wollen. Das wäre natürlich noch angenehmer für die Patienten und man könnte dann auch die gesamte Behandlung, also mit Markierung, Bildgebung und Behandlung in einer Woche unterbringen.

    Das wird voraussichtlich Sommer dieses Jahres gestartet. Das ist sicherlich ein sehr interessantes Konzept und wir freuen uns, wenn wir das hier in Deutschland weltweit erstmalig und einmalig dann auch realisieren können.

    Frage 5

    Noch mal zum Thema Nachsorge: Was muss ich machen, wenn ich die Behandlung überstanden habe? Ich muss im Prinzip gar nichts machen. Ich kann ein ganz normales Leben führen und kann dann alle drei, vier Monate meine PSA-Kontrolle machen. Dann führen wir meist ein kurzes Telefonat oder auch per E-Mail – wir können über alle Medien kommunizieren. Und in Abhängigkeit von dem PSA-Wert läuft dann die weitere Nachsorge über die nächsten Monate und Jahre.

    Wir sind mit allen Patienten sehr langfristig verbunden. Man kann natürlich auch zwischenzeitlich immer Rückfrage halten. Ich sage nur an den Patienten: Sprechen Sie gern mit Ihrem Urologen, aber sprechen Sie auch mit uns. Wir sind verantwortlich, wir haben die Therapie gemacht und da kriegt man die Situation gemeinsam dann normalerweise immer sehr gut hin. Allgemein noch mal: Wenn Fragen zu dem Thema sind, bitte rufen Sie uns an, schreiben Sie eine E-Mail. Wir können jederzeit Ihre Fragen beantworten.

    Und wenn die Umstände günstig sind, wie eingangs gesagt, kommen wir sicherlich auch für eine gute und erfolgreiche Therapie zusammen.
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